Le Crouesty, Arzon, Bretagne, Frankreich 2004

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Dieses Jahr segelte ich zum zweiten Mal mit Skipper Hermann. Die alte Crew vom letzten Jahr in Lavrion bestand nur noch aus dem Skipper, Dirk und mir. Die anderen Kollegen und Bekannten von Hermann wollten nicht mehr Regatta segeln. Dafür hatte Hermann fünf neue Besatzungsmitglieder geworben, so daß wir in diesem Jahr auch zwei Personen mehr waren. Außerdem wollten wir in diesem Jahr ein paar Tage vorher segeln, um uns einzuspielen. Im letzten Jahr war das erste Segeln zusammen gleich eine Regatta gewesen. Das sollte jetzt besser werden. Der Wettkampf war geplant vom Freitag, den 17. 9. 2004 bis zum Montag, den 20. 9. 2004. Wir fuhren am Sonntag, den 12. 9. los. Von Bremen bis Arzon waren es etwas über 1300 Kilometer. Ich lieh mir von National einen Transporter mit 9 Plätzen, und um 5 Uhr morgens ging es los. Dirk kam nicht von Anfang an mit, er flog nach Paris-Charles de Gaulle, und dort sammelten wir ihn dann auch so gegen 13:00 Uhr auf. Um 17:00 kamen wir dann in Arzon an und übernahmen dort das Boot, die San Pedro II, eine Gib Sea 43. Sie hatte 10 Kojen, also gut Platz für 8 Personen. Das war bisher Hermanns größtes Schiff, und am Montag war kräftig Wind, so daß wir nur eine kurze Ausfahrt von etwa einer Stunde unternahmen. Hinzu kam, daß das Boot keine Einrichtung für einen Spinaker besaß, so daß wir unseren schönen Ariane-Spinaker umsonst mitgebracht hatten. Hermann versuchte noch den ganzen Montag, das Boot zu tauschen, doch ergebnislos. So konnten wir nur mit dem bootseigenen Blister üben. Am Montag wurde auch kräftig Proviant aufgenommen, da wir die vier Tage bis Freitag auf große Fahrt gehen und uns selbst versorgen wollten. Abends gab es kräftige Spaghetti Bolognese.

Dienstag war der Wind noch stärker, und die See war rauh. Trotzdem segelten wir los Richtung Belle Ile, zum Hafen La Palais. Es war eine harte Überfahrt, und einigen wurde übel. Wir mußten eine enge Passage meistern, während der wir den Motor anmachten, um sie zu schaffen, doch abends legten wir glücklich in La Palais an. In den Binnenhafen schafften wir es leider nicht mehr, da die Schleuse bereits geschlossen hatte. Die Schleuse öffnet eine Stunde vor Hochwasser und schließt eine Stunde danach. So mußten wir im Außenhafen an der Mole und einer Mooring anlegen. Das bedeutete auch, immer per Dingi an Land zu gehen. Doch ich kochte abends Chilli con Carne, und niemand hatte das Bedürfnis, festen Boden unter den Füßen zu verspüren.

Mittwoch Morgen ging es dann weiter in Richtung Quiberon. Wir machten einen großen Umweg, da der direkte Kurs zu kurz gewesen wäre. Der Wind hatte nachgelassen, die Sonne kam heraus, und es wurde ein sehr schöner Segeltag. Wir legten auf der Halbinsel Quiberon am alten Hafen auf der Ost-Seite an und gingen dann zu Fuß in die Innenstadt und zum Südhafen, um dort einzukehren.

Donnerstag mußten wir wieder zurück, da das Boot bis 17:00 Uhr anlegen sollte. Wir konnten dann zwar noch einmal darauf übernachten, doch der Vercharterer hatte die frühe Rückkehr zur Bedingung gemacht. Der Tausch sollte erst am Freitag stattfinden. Auch heute wäre der direkte Weg nach Le Crouesty zu kurz gewesen, so daß wir einen großen Bogen fuhren. Unter anderem testeten wir auch das Segeln unter Blister, der einem Spinaker schon sehr nahe kam. Es klappte eigentlich ganz gut, zumal wir auch mit Hermann Meyer-Richtering einen erfahrenen Spinaker-Segler unter uns hatten. Das machte uns Mut für die Regatta, falls dort auch Spinaker gesegelt werden sollte. Pünktlich um 17:00 fuhren wir in den Hafen ein und bekamen einen Liegeplatz zugewiesen. Am nächsten Morgen sollte dann die Bootsverlosung stattfinden, und Hermann hatte sich vorgenommen, püktlich dort zu sein, um ein gutes Boot abzustauben. Am Abend kochte ich noch einmal, es gab Spaghetti Carbonara nach einem Rezept von Dirk.

Freitag durfte nicht gesegelt werden, da der ganze Tag für Anreise, Bootsverlosung und Proviantübernahme eingeplant war. Hermann ging gleich Morgens zur Verlosung und war voller Hoffnung. Er hatte die Crew unter anderem auch deshalb aufgestockt, um ein größeres Boot zu ergattern. Wie groß war die Enttäuschung, als es dann doch nur eine 36er Dufour geworden war. Dieses Boot hatte nur 8 Kojen, so daß es sehr eng werden würde. Folgerichtig kamen wir auch in die orangene und somit kleinste Gruppe. Im Laufe des Tages kamen langsam alle Kollegen und Bekannten an, die nur zum Cup anreisten. Es wurde langsam voll im Hafen. In Le Crousesty waren die sanitären Einrichtungen annehmbar, so daß etwa 800 Segler gut mit Duschen und Toiletten versorgt waren. Heute erhielten wir Lebensmitteln vom Veranstalter, die aber in diesem Jahr nicht so reichlich flossen wie in den vergangenen Jahren. Das Geld wurde auch für OSCAR knapp. Wir gingen früh ins Bett, da es am nächsten Morgen mit den Rennen früh los gehen sollte. Um 8:30 sollte schon Skipper-Meeting sein, um 10:00 Uhr sollte das Rennen losgehen.

Nach frühem Aufstehen und Frühstücken und dem Skipper-Meeting war klar, daß heute der lange Schlag über 25 Seemeilen nach Belle Ile gesegelt werden sollte. In diesem Jahr wieder in der Reihenfolge, daß die kleinen zuerst, dann die mittleren und dann die großen Boote starten sollten. Das bedeutete, daß wir auch zuerst starten mußten. Erschwerend kam hinzu, daß jedes Boot, das innerhalb von vier Minuten nicht gestartet war, disqualifiziert wurde. Also, gesagt, getan: wir machten alles klar, segelten zum Start und schafften es, rechtzeitig und sehr gut los zu kommen. An diesem Morgen war recht viel Wind, und es war sehr trübe. Leichte Schauer gingen nieder, und wir mußten Vollzeug anziehen. Doch im Laufe des Rennens klärte es auf, und es wurde noch ein sehr schöner Segeltag. In La Palais angekommen mußten wir dann zuerst außerhalb des Hafens ankern, bevor die Boote alle in den Binnehafen einlaufen konnten. Das war schon eine Mammutaufgabe, über 80 Boote innerhalb von zwei Stunden durchzuschleusen. Wobei es den Vorgang etwas erleichterte, daß die Schleuse die vollen zwei Stunden offen stand. Erschwerend kamm allerdings hinzu, daß die Ausfahrtreihenfolge am nächsten Tag beachtet werden mußte. Anschließend war der Binnenhafen dann mit Segelbooten ausgefüllt. Ein einzigartiges Bild. Das Problem waren mal wieder die sanitären Einrichtungen. Vier Toiletten und keine Duschen für 800 Personen - ein Witz. Wir hatten noch Zeit, die Festung zu besichtigen, was aber nur Wenige in Anspruch nahmen. Von der Festung war das Bild mit dem proppevollen Binnenhafen noch eindrucksvoller. Am Abend gabe es dann Essen und Trinken im Freien, nur etwas erschwert durch Regen, aber Segler sind ja anspruchslos und hart im Nehmen. Eine bretonische Gruppe spielte auf, und es war viel zu erzählen. Wir hatten im ersten Rennen einen Mittelplatz erreicht, für unsere Verhältnisse nicht schlecht. Abends gingen wir wieder früh ins Bett, da die Ausschiffung bereits sehr früh am Morgen stattfinden sollte - wegen der Schleusen-Öffnungszeiten.

Am heutigen Sonntag sollte der Morgenschlag bis zu einer Bucht der Insel Ile D'Houat gehen. Es war wenig Wind und es schien die Sonne. Außerdem war ein Kurs dabei, der Spinaker ermöglichte. Unser Boot war bei allen Nachteilen für Spinaker eingerichtet, so daß wir unseren schönen Ariane-Spinaker benutzen konnten. Und tatsächlich, nach der ersten Boje konnte der Spinaker hochgezogen werden. Und uns gefiel der Spinaker dann so sehr, daß wir mit ihm sogar bis ins Ziel segelten. Heute hatten wir sehr gut abgeschnitten. In der Mittagspause gab es dann Baguette mit Osso Buco a la Milanese und Senf, Nachmittags ging es dann weiter zur zweiten Regatta an diesem Tag: zurück nach Le Crouesty. Auch dort schnitten wir nicht schlecht ab. Abends war dann in einem Zelt eine große Feier mit Disc-Jockey und bretonischer Live-Musik. Es gab auch gutes Essen und zu Trinken. Im Gegensatz zu früheren Jahren fiel auf, daß OSCAR mit allem nicht mehr so freigiebig war. Nach der ersten Trink-Ausstattung mußten weitere Getränke gekauft werden. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch. Allerdings hatte man den Eindruck, daß die bretonische Musik auch bei den Franzosen nicht so gut ankam, sie wurde brutal niedergeschrien. Dazu kam noch eine stundenlange Samba-Trommel-Einlage, nach der immerhin die traditionelle Polonäse durchgezogen wurde. Heute wurde es spät, obwohl am nächsten Tag noch eine wichtige Regatta stattfinden sollte.

Heute, am Montag, herrschte Windstärke 6-7, und das vorgesehene Programm von zwei Rennen wurde auf ein Navigator's Special reduziert, auch genannt Känguruh-Start. Das lief so wie das letzte Rennen im vorigen Jahr in Lavrion, daß die Start-Linie für etwa eine Stunde offen war, und es jedem freigestellt war, wann er startete. Die Ziellinie wurde zu einem bestimmten Zeitpunkt geschlossen, und gewonnen hatte dann derjenige, der am spätesten losgefahren war, und noch gewertet wurde. Im letzten Jahr waren dabei nur drei Boote wegen Zeitüberschreitung disqualifiziert worden. Deshalb zockten viele in diesem Jahr noch mehr, und das hatte zur Folge, daß es 48 von 80 Booten nicht schafften, darunter fast alle 'Großkopferten', die sich verzockt und es nicht rechtzeitig ins Ziel geschafft hatten. Aber im Gegensatz zu letztem Jahr gab es in diesem Jahr ein Streichergebnis, so daß es den bis dahin Führenden nicht schadete. Der spätere Gesamtsieger Beck zum Beispiel kam drei Minuten nach Schließen der Ziellinie ein und erreichte trotzdem den Gesamtsieg. Die Siegerehrung warteten wir nicht ab, sonder gaben unser Schiff ab und fuhren dann so gegen 18:00 zurück gen Heimat. Dirk wurde wieder am Flughafen Charles de Gaulle abgeliefert, und am nächsten Morgen um 7:00 Uhr war ich glücklich zu Hause. Auf in die Karibik im nächsten Jahr.